Neues Konzept: Einbeziehung der Männer in die Gewaltschutzberatung geplant

Mit Fachkolleginnen aus Niedersachsen zu Besuch im Oranje Huis in Alkmaar in den Niederlanden.
Mit Fachkolleginnen aus Niedersachsen zu Besuch im Oranje Huis in Alkmaar in den Niederlanden.

Viele von Gewalt betroffene Frauen kehren nach einer Gewalterfahrung wieder in die gewaltförmige Partnerschaft zurück.

Wir beobachten seit Jahren, dass die Zahl der Zurückkehrerinnen konstant bleibt. Zudem werden in den Gewaltberatungsstellen viele Wiederholungstaten registriert. Für die Betroffenen bleibt immer ein Rest von Angst und Unsicherheit. Die Frauen haben das Gefühl, der Familie noch eine Chance geben zu müssen. Sie gehen dann oft ohne die dafür notwendige Vorbereitung in die gewaltförmige Partnerschaft zurück. Das erschwert eine nachhaltige, positive Veränderung der Lebenssituation der Betroffenen und ihrer Kinder. Bis heute gibt es im Landkreis Diepholz an dieser Stelle der Krise kein angemessenes Beratungsangebot. Das möchten wir ändern und durch einen neuen Beratungsansatz eine konstruktive Auseinandersetzung der Betroffenen Frauen und Männer mit ihren Fragen, Wünschen und Gefühlen ermöglichen.

Das Oranje Huis in Alkmaar hat uns inspiriert

Ausgehend von diesen Fakten und Erfahrungswerten, inspiriert durch das niederländische Konzept des Oranje Huis, wo Männer schon seit Längerem in die Beratungsarbeit mit einbezogen werden, haben wir uns im Januar 2013 an die Arbeit gemacht. Wir haben die Grundsätze unseres Konzeptes mithilfe einer externen Beratung überprüft, um die bisherige Arbeitsweise zu optimieren. Die Frage war: Welche neuen Ansätze und Maßnahmen sind nötig, um mit den Betroffenen ausreichende Stabilität und Sicherheit für neue Lebensentscheidungen zu erarbeiten?

Grundvoraussetzung ist das Einverständnis beider Partner

Bei diesen Überlegungen geht es nicht darum, die Partnerschaften/Ehen zu trennen, sondern die Gewalt zu stoppen, gerade auch im Interesse der betroffenen Kinder. Die Fragen der Frauen sollen an die richtige Adresse gestellt werden. Unser Ziel ist, die Partner in Kommunikation miteinander zu bringen. Denn wenn man seinem Gegenüber die eigenen Gefühle, Ängste, Wünsche und Bedingungen nahe bringen kann, dann kann Häusliche Gewalt unterbunden werden und ein reflektierter Entscheidungsprozess in Gang kommen.

Darüber reden hilft – dieses Motto ist ein Grundsatz unserer Arbeit

In Zusammenarbeit mit einem männlichen Berater und unter fachlicher Begleitung für beide Parteien möchten wir in einer entscheidenden Lebensphase Gespräche zur Klärung der nächsten Schritte anbieten. Diese Gespräche können als Entscheidungshilfe für die weitere familiäre Beziehung genutzt werden. Wir glauben, dass das „System Familie“ ungenutzte Potenziale bereithält.

Und wann kommt dieses neue Angebot in den Landkreis Diepholz?

Wir sind auf einem guten Weg und hoffen sehr, dass wir diesen neuen Beratungsansatz schon bald im Landkreis Diepholz praktizieren können. Unser Beratungsformat, unsere Leitlinien und Ausschlusskriterien sind bereits ausgearbeitet. Wir haben auch schon einen männlichen Berater für unsere Idee gewonnen und arbeiten jetzt an den nächsten Schritten. Sobald sich etwas Neues ergibt, erfahren Sie es in diesem Blog.

Über Doris Wieferich

Diplom-Sozialpädagogin, Leitung und Koordination der Einrichtungen des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Diepholz, Systemische Organisationsentwicklerin und -beraterin, Zusatzausbildung in der klientenzentrierten Beratung, Systemische Paarberaterin im Kontext von Häuslicher Gewalt